Die Longlist des Deutschen Buchpreises 2017. Eindrücke
Der Deutsche Buchpreis – jedes Jahr im Spätsommer erscheint eine Liste deutschsprachiger Neuerscheinungen desselben Jahres, die von einer siebenköpfigen Expertenjury monatelang auf zwanzig Bücher zusammengeschrumpft wurde.
Diese zwanzig Romane bilden die Longlist. Aber wie
immer bei Listen, die von einigen wenigen zusammengestellt wird (auch wenn die
Jury ständig andere Gesichter hat), trifft selbige Longlist meist auf
Kopfschütteln von Seiten des verkaufenden Buchhandels. Kein Scherz, selbst oft
genug erlebt. Aber warum ist das eigentlich so? Der Versuch einer Analyse
anhand der Longlist 2017.
Jeder Buchhandlung steht es offen, das
Leseprobenheft – markant in steingrau gehalten, wie die erhabene, unanfechtbare
Weisheit, die es an hoher Literatur beinhaltet; lediglich aufgelockert durch
ein jährlich wechselndes Farbschema des Titels und Vorsatzpapiers – für seine
Kunden zu bestellen. Es soll kostenloses Werbematerial sein, das in kurzen,
viereinhalb-seitigen Auszügen der Longlist-Romane, einen Überblick über
Autoren, deren Werk (in brutalster Kürze, versteht sich, oft nur name-dropping)
und des nominierten Buches bietet. Ein Auszug, eine Leseprobe, das klingt doch
erst mal hervorragend, denken jetzt sicher die meisten. Ist es auch, es ist
eine großartige Art, ein Gefühl für die Sprache des Autors zu bekommen, ob man
seine Art von Prosa mag, oder nicht mag. Ein Appetizer sozusagen, der Lust auf
mehr machen soll. Vom Inhalt kommt dabei aber wenig beim Leser des Heftchens
an, denn viereinhalb Seiten sind in dem kleiner-als-DinA5-Format schon etwas
wenig. Gerade bei der Art von Literatur, die sich auf der Longlist tummelt und
die den Buchhändlern meist Kopfschütteln entlockt: das, was unter den
Feuilleton-Kritikern Jauchzen, unter den Liebhabern schwerer, anspruchsvoller
Literatur Sabbern auslöst. Oder zumindest ein dezent zustimmendes Lächeln. Was
ich genau meine? Schauen wir uns die diesjährige Longlist doch im Einzelnen an,
mit meiner ganz persönlichen Wertung versehen, versteht sich.
(Die nachfolgende Reihenfolge folgt der Vorgabe des
Leseproben-Heftes und nicht einer Wertung meinerseits.)
Mirko Bonné „Lichter als der Tag“
Ein Autor, der schon sehr lange schreibt, übersetzt
und den ich persönlich sehr schätze (hier geht es zur begeisterten Rezension von „Nie mehr Nacht“). Bereits mit zwei weiteren Romanen vor „Lichter als der
Tag“ stand er auf der jeweiligen Longlist. Seine Prosa ist nüchtern, er wahrt
stets die Distanz zu seinen Protagonisten, die stets in der dritten Person
geschildert werden. Ich mag das, was sein aktueller Roman an Inhalt allerdings
kann, ist eine ganz andere Frage und lässt sich auf Grund der viereinhalb
Seitlein, inklusive abrupten Inhaltssprung (wir alle lieben [...] – nicht)
leider nicht sagen. Schreiben kann er aber, der Bonné.
Fazit: Prosa yay, Inhalt unbekannt?
Link zum Buch selbst: https://www.schoeffling.de/buecher/mirko-bonn%C3%A9/lichter-als-der-tag
Gerhard Falkner „Romeo oder Julia“
Skurril kommt dieser Textausschnitt daher und auch
dieser Autor kann auf eine vorhergegangene Longlistnominierung zurückschauen.
In „Romeo oder Julia“ folgen wir einem reisenden Schriftsteller, der sich in
scheinbar unmöglichen Situationen wiederfindet. Der Ton des Protagonisten,
trocken sarkastisch, ist auf jeden Fall vielversprechend, obgleich mir die
„Komödie“ in Romankomödie etwas Bauchschmerzen bereitet.
Fazit: Vielversprechend.
Link zum Buch selbst: https://www.piper.de/buecher/romeo-oder-julia-isbn-978-3-8270-1358-3
Franzobel „Das Floß der Medusa“
In einer Buchhandlung hatte ich den Backstein, wie
ich diesen Wälzer mit schön gesteltetem Cover nennen möchte, bereits vor
Bekanntmachung der Longlist. Ein unglaublich Plot-getriebener Roman, der
zugleich auch mit absurder, wie endlos-deskriptiv anmutender Prosa glänzen
kann. Mir gefällts, aber das ist sicher einer der Romane, der die breite Masse
nur aufgrund der historisch angehauchten Handlung um ein gesunkenes Schiff
namens Medusa reißen kann. Vielen wird die Prosa einfach zu viel sein, lange
Endlossätze, deren Anfang man im Kopf behalten muss, denn wie mein
Lieblingsprof zu sgen pflegt, es ist schon schwierig, einen Satz so zu beenden,
dass er zu seinem Anfang passt.
Fazit: Einer meiner Favoriten, der Sprache und des
Plots wegen.
Link zum Buch selbst: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/das-floss-der-medusa/978-3-552-05816-3/
Monika Helfer „Schau mich an, wenn ich mit
dir rede!“
Ugh, der Titel und die Inhaltsbeschreibung des
Verlages haben diesen Titel nicht gerade zu einem von mir herbeigesehnten Buch
gemacht. Aber Monika Helfer (wie man im Leseprobenheft erfährt, Gattin von
Michael Köhlmeier) weiß, wie sie zu schreiben hat, dass mir sogar ein
Familienroman rund um Eltern-Kind-Entfremdung schmackhaft wird – und das ist
keine geringe Leistung.
Fazit: Interessant, aber vermutlich zu
massentauglich, um den Preis schlussendlich zu gewinnen.
Link zum Buch selbst: http://jungundjung.at/content.php?id=2&b_id=251
Christoph Höthker „Das Jahr der Frauen“
Ein depressiver Protagonist, der mit seinem
Therapeut wettet, in einem Jahr zwölf Frauen zu verführen, um sich als Belonung
das Leben nehmen zu dürfen? Ja, bitte mehr davon! Desillusionierte, zynische
Protagonisten sind mir doch die liebsten. Die Krux an diesem sonst auch
sprachlich interessanten Roman: Ihr Protagonist tauchte bereits in Höthkers
Debüt auf, das dessen Leben und Persönlichkeitsentwicklung vor diesem zweiten
Roman schildert, der im Grunde eine Fortsetzung ist. Kann man sicher auch als
Standalone lesen, aber ob das dem Autor und der Geschichte samt Protagonist
nicht einiges an Tiefe nimmt, will ich bezweifeln. Allerdings hat bereits
Terézia Moras „Das Ungeheuer“ 2013 bewiesen, dass eine inhaltliche Fortsetzung
eines anderen Romans zu sein, nicht bedeutet, dass man den Buchpreis nicht
gewinnen kann. Doof, aber wahr.
Fazit: Mir gefällts, dem Mainstream könnte es wegen
der Wette und ihrer sexuellen Natur auch gefallen. Aber mein absoluter Favorit
ist es nicht.
Link zum Buch selbst: http://www.weissbooks.com/b%C3%BCcher/herbst-2017/h%C3%B6htker/
Thomas Lehr „Schlafende Sonne“
Oh ja, das ist exakt, was ich mir unter
großartiger, anspruchsvoller Literatur vorstelle. Ein soghafter Stream of
Consciousness mit wechselnden Erzählern, oder eher Denkern, reich an
Vorstellungskraft, Erzählkunst und Sprachgewalt. Denn es ist eine Flut an
Wörtern, an Gedanken, Eindrücken, welche einen in Lehrs völlig absatzlosen
Roman erwartet. Ja, richtig gehört: absatzlos.
Damit kann garantiert nicht jeder, schon gar nicht der durchschnittliche Leser,
der so etwas wie kontiniuierliche Handlung, oder zumindest überhaupt Handlung,
erwartet. Aber ich finde es ganz herausragend, um nicht zu sagen visionär.
Fazit: Ganz klarer Favorit. Schwierig für das
Publikum, aber da am Ende meist der unverkäuflichste, aka massenuntauglichste
Titel den Buchpreis gewinnt (so munkelt man ...), räume ich „Schlafende Sonne“
sehr gute Chancen ein.
Link zum Buch selbst: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/schlafende-sonne/978-3-446-25647-7/
Thomas Lüscher „Kraft“
Ein Roman um einen Rhetorikprofessor, der mittels
eines wissenschaftlichen Wettbewerbs zu Geld kommen will. Der Autor selbst mag
keine Nähe zu seinen Protagonisten aufkommen lassen, wie er selbst sagt, und
auch ich mag mich nicht mit Kraft, der immer nur beim Nachnamen genannt wird,
anfreunden. Er langweilt mich, die Handlung langweilt mich, Thomas Lüscher
langweilt mich.
Fazit: Ein klarer „meh“ Moment, aber vermutlich
lieben andere diesen lieblos geschilderten, in mehr Turbulenzen als ihm lieb
ist geratenden, stereotypen Protagonisten. Ich jedenfalls bin eingeschlafen bei
der Leseprobe.
Link zum Buch selbst: http://www.chbeck.de/Luescher-Kraft/productview.aspx?product=17627187
Robert Menasse „Die Hauptstadt“
Ein europäischer Roman vom vielgeehrten Essayist,
dessen Thema mich absolut nicht anspricht. Zumidest nicht, wie es vom Verlag
präsentiert wird. Allerdings ist auch diese Leseprobe eine, die mich positiv
überrascht hat. Menasses knapper, reduzierter Schreibstil, gepaart mit dem
Reigen an Figuren, der mich ein wenig an Joyces „Dubliners“ erinnert (ohne den
Kurzgeschichtencharakter, versteht sich), gefällt mir sehr. Auch wenn das Thema
auf den ersten Blick nicht das meine ist, warum nicht mal etwas über den
Tellerrand schauen?
Fazit: Interessant, auf Grund des Themas „Brüssel
als europäische Hauptstadt“ vermutlich ein Juryliebling. Dass der Roman in
seiner Prosa auch massentauglich ist, schadet da nicht.
Link zum Buch selbst: http://www.suhrkamp.de/buecher/die_hauptstadt-robert_menasse_42758.html
Birgit Müller-Wieland „Flugschnee“
Um ehrlich zu sein, hatte mich Birgit
Müller-Wieland schon mit dem Titel ihres Romans für sich gewonnen. Aber auch die
Leseprobe verspricht Gutes, zurückhaltend ausgedrückt. Es gibt ein stark
lyrisches Element in ihrer Prosa, nichts scheint zu viel, alles mühelos
durchkomponiert und dennoch unendlich fließend. Der Auszug erinnert mich sehr
stark an den Stil von Maggie Nelson (wer sie nicht kennt, möge sich schämen,
sie ist beeindruckend. Mehr dazu hier). Ich möchte mehr lesen von dieser
Autorin, die sich so lange vor mir versteckt hat!
Fazit: Oh ja, genau meins, ein weiterer Favorit.
Leider in einem der „kleineren“ Verlage erschienen und leicht exotisch in
seiner Prosa, was die Massentauglichkeit oft deutlich beschränkt.
Link zum Buch selbst: http://www.omvs.at/de/buecher/flugschnee-1753/
Jakob Nolte „Schreckliche Gewalten“
Der jüngste Autor auf der Longlist ist mit einer
derjenigen, welche mich am meisten beeindrucken konnten. „Schreckliche
Gewalten“ ist sein zweiter Roman und handelt von einem Familiendrama, ausgelöst
durch die Verwandlung der Mutter in einen Werwolf. Mooooooment – Werwolf?!
Fantasy auf der Longlist? Nun ja, nicht so wirklich, denn sowohl in Sprache als
auch Plotentwicklung steht das fantastische Element nicht im Zentrum dieses
wohlkomponierten, sprachlich imposanten Romans. Dennoch sicherlich eine
ungewöhnliche Wahl.
Fazit: Ich finde es ausgesprochen vielversprechend,
ein weiterer Favorit also (so vielem o Graus). Es hat aber den „Makel“ des
kleinen Verlages, gepaart mit einem Thema, das auf den ersten Blick – und seien
wir ehrlich, mehr als einen Ersten wird es bei den meisten nicht geben – zu
"unliterarisch" macht. Humbug, aber so läuft das nun mal.
Link zum Buch selbst: http://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/schreckliche-gewalten.html
Marion Poschmann „Die Kieferninseln“
Ein konfus-unglaubwürdiger Plot um einen Mann, der
nach einem Alptraum vom Ehebruch seiner Frau diese ad hoc verlässt, um nach
Japan zu fliehen. Eine Pilgerfahrt mit angepriesenem „feinem Humor“ folgt. Wie
bereits bei ihrem vorherigen Roman „Die Sonnenposition“ kann ich mich mit
Poschmann nicht anfreunden. Ihre Sprache ist mir zu glatt (und das bei einer
Autorin, die für ihre Lyrik gelobt wird) und die Handlung dieses Romans einfach
haarsträubend unlogisch.
Fazit: Ich werde dieses Buch sicher nicht lesen, Chancen
hat es aber sicher gute.
Link zum Buch selbst: http://www.suhrkamp.de/buecher/die_kieferninseln-marion_poschmann_42760.html
Kerstin Preiwuss „Nach Onkalo“
Ein Roman über den Verlust der Mutter, den der
Protagonist mit 40 verliert. Ohne Plan und Halt muss er sich nun allein dem
Ungewohnten des Alltags stellen. Passende Prosa, vermutlich sogar gute, aber
gepackt hat mich der Ausschnitt nicht.
Fazit: Blass, landet nicht auf meiner Wunschliste.
Link zum Buch selbst: https://www.piper.de/buecher/nach-onkalo-isbn-978-3-8270-1314-9
Robert Prosser „Phantome“
Die Nachwirkungen des Jugoslawienkrieges stehen im
Zentrum von Prossers Roman. Über die, denen die Fllucht gelang, jene, die
zurückgeblieben sind und die Gräben, welche zwischen den Ethnien seither
aufgegangen sind. Gespickt mit Anspielungen auf jüngste, Massen-Popkultur kommt
schon die kleine Leseprobe daher. Die Außenseiter-Perspektive lässt er seinen
Protagonisten einnehmen, der durch andere mehr über die ehemals jugoslawischen
Länder und ihre Menschen erfährt. Öde und ein klein bisschen zu sehr bemüht.
Fazit: Muss ich wirklich nicht gelesen haben.
Link zum Buch selbst: http://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/phantome-9783961010097.html
Sven Regener „Wiener Straße“
Mit „Wiener Sraße“ scheint Regener an sein
Erfolgsdebüt „Herr Lehmann“ anknüpfen zu wollen, denn auch in seinem neuen
Roman ist jener die Hauptfigur. Besagter Frank Lehmann, seines Zeichens
planloser Lebenskünstler, künstlert nun offensichtlich noch immer planlos in Kreuzberg
herum. Es könnte mich kaum weniger interessieren.
Fazit: Underwhelming.
Link zum Buch selbst: http://www.kiwi-verlag.de/buch/wiener-strasse/978-3-462-31749-7/
Sasha Marianna Salzmann „Außer sich“
Sie wird in der Kurzbiographie bereits als „eine
der angesagtesten jungen Dramatikerinnen“ und noch mehr angepriesen. Ihr Roma
erscheint handlungsgetrieben, ihre Sprache hingegen bleibt unscheinbar. Es geht
um die Suche nach einem verlorenen Zwilling, um Flucht, Zugehörigkeit, Heimat
und Entfremdung. Mich hat die Leseprobe allerdings nicht zum Weiterlesen
animiert.
Fazit: Nicht meins, aber thematisch sicher ein
Juryliebling – auch die nicht extravagante Sprache dürfte es für die Mehrheit
attraktiv machen.
Link zum Buch selbst: http://www.suhrkamp.de/sasha-marianna-salzmann/ausser-sich_1462.html
Ingo Schulze „Peter Holtz“
Ein moderner Simplicissimus der DDR ist Ingo
Schulzes aktueller Protagonist. Als „Chronist ostdeutscher Befindlichkeiten“
scheint Schulze in der optimalen Position solch einen Protagonisten in den
unmöglichsten, skurril-witzigen Situationen auflaufen zu lassen. Obwohl nicht
wirklich mein Interessenfeld, schreibt Schulze ganz meisterhaft von diesem
Peter Holtz, der ganz unbedarft an die Wahrheit und Richtigkeit des Sozialismus
glaubt.
Fazit: Hervorragend geschrieben, aber nicht
unbedingt interessant für mich. Aber klare Empfehlung für Interessierte.
Link zum Buch selbst: http://www.fischerverlage.de/buch/peter_holtz/9783103972047
Michael Wildenhain „Das Singen der
Sirenen“
Wow. Eine erneute, überraschende Entdeckung.
Vielversprechend ist die Leseprobe mit Literaturanspielung an Alice Munro,
einer Begegnung zweier Menschen im Londoner Regen, geschildert in einem
wunderschön ungeordneten Stream of Consciousness. Eine Geschichte über eine
Affäre, über Liebe, Wahrheit und vieles mehr verspricht sich aufzutun in
Wildenhains aktuellem Roman.
Fazit: Vielversprechend!
Link zum Buch selbst: https://www.klett-cotta.de/buch/Gegenwartsliteratur/Das_Singen_der_Sirenen/84822
Julia Wolf „Walter Nowak bleibt liegen“
Julia Wolf beeindruckte mich nachhaltig mit ihrem
Debüt „Alles ist jetzt“, mit der Drastik, mit welcher sie ihre Protagonistin
nicht schonte, mit ihrer reduzierten Sprache, die all das unterstrich
(genaueres dazu hier). Ein Auszug ihres neuen Romans gewann bereits den
3sat-Preis beim Bachmann-Wettbewerb 2016 und kann jetzt auch noch eine
Buchpreis-Nominierung aufweisen. Ich mag diese Schriftstellerin, ihre als „eigenartig-kunstvoll“
beschriebene Sprache, die ich eher reduziert, knapp und restriktiv verkürzt
finde. Die der Drastik und Dramatik Raum lässt. Aber wer will schon mit den
Schreibern der Kurzbiographien im Leseproben-Heft streiten? „Walter Nowak ...“
fesselt mich nicht ob seiner Handlung, es ist Julia Wolfs Umgang mit Sprache
(auch hier ein Stream of Consiousness, ist dieses Jahr wohl en vogue), der mich
beeindruckt.
Fazit: Ein zurückhaltender Favorit meinerseits. Da
„Walter Nowak ...“ aber bereits einen Preis gewann und in aller Munde ist, wird
es mit dem Buchpreis wohl eher nichts. Schade, ich gönne es ihr.
Link zum Buch selbst: http://cms.frankfurter-verlagsanstalt.de/fva.php?page&p=DE,27497
Christine Wunnicke „Katie“
Ein historischer Roman, der vom Spiritismus im
London des Jahres 1870 handelt. Als minutiöse Recherchearbeiterin für ihre
Romane gilt Christine Wunnicke und auch beim nominierten „Katie“ scheint sie
gute Arbeit geleistet zu haben, in den viereinhalb Seiten Leseprobe lässt sie
ihren Protagonisten auf den Experimentalphysiker Faraday treffen, dessen dem
Alter geschuldete Apathie sie satirisch, aber nicht lieblos schildert.
Fazit: Interessante Autorin, deren Romane ich mir
genauer ansehen muss. Für den Buchpreis erscheint mir das allerdings etwas zu
exotisch ...
Link zum Buch selbst: http://www.berenberg-verlag.de/programm/katie/
Feridun Zaimoglu „Evangelio“
Zaimoglu widmet sich im Luther Jahr 2017 in seinem
Roman „Evangelio“ dem angebrachten Thema: Luther und seiner Bibelübersetzung.
Als teutscher Roman wird dieses Werk beschrieben und in der Tat hat Zaimoglu
großen Wert auf die Sprache des 16. Jahrhunderts gelegt und kann mit seiner
Umsetzung derselben überzeugen. Thematisch hat er mich allerdings damit dennoch
noch nicht.
Fazit: Sprache ja, Inhalt ne. Zaimoglu schreibt so
viele Bücher, mit denen er ebenfalls oft auf der Longlist landet. Ob es dieses
Mal was wird? Mein Favorit ist es nicht.
Link zum Buch selbst: http://www.kiwi-verlag.de/buch/evangelio/978-3-462-05010-3/
Das ist jetzt doch unfassbar lang geworden, viel zu
lang im Grunde. Aber jetzt ist hoffentlich sowohl klar geworden, was dem
Buchpreis jedes Jahr Kritik von Seiten des Buchhandels (Unverkäuflichkeit auf
Grund zu vergeistigter, unverkäuflicher Titel) nachgesagt wird. Ganz am Rande
finde ich die riesige Werbung von Thalia auf dem Cover der Leseproben schlicht
ein Unding und absolut unnötig. Den Vorwurf, dass zu wenige Frauen nominiert
seien, kann ich nur bedingt teilen. Sieben zu dreizehn ist ein Übergewicht an
Männern, ganz klar, aber ich lese Literatur nicht auf Grund des Geschlechtes
des Autors – und die Werke der Autorinnen, die nominiert sind, haben mir fast
alle sehr gut gefallen. Insgesamt hat mir unglaublich viel dieses Jahr
gefallen, verglichen mit vorangegangenen Jahren. Aber all das basiert bisher
nur auf dem minimalen Ausschnitt, dem einem die Leseproben als unanfechtbare
Größe anpreisen und kann sich beim Lesen der Romane noch völlig wenden.
Was sind eure Favoriten der diesjährigen Longlist?
Für einen anderen Eindruck der Longlist-Nominierungen schaut doch mal auf dem
Blog meiner Freundin Mia von Paper and Poetry vorbei und lest ihre Gedanken dazu, die
schon sehr anders sind, als die meinen ;)
Alles Liebe,
Charlotte
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