Der Boxer-Poet: König der verkrachten Existenzen
Eine kleine Zeitschrift namens „Maintenant“, erschienen von 1912 bis
1915, nur fünf Nummern, ein Fragment mit dem Titel „Elefantenmattigkeit“ und
Briefe an diverse Adressaten sind die schriftstellerische Vermächtnis Arthur
Cravans. Ein Mann, der sich selbst rühmte, Hochstapler, Seemann im Pazifik,
Mauleseltreiber, Hoteldieb, Neffe von Oscar Wilde, Ex-Boxchampion für
Frankreich, Enkel des Kanzlers der Königin, Einbrecher und noch einiges mehr zu
sein. Ein mittelloser Poet, Dandy erster Stunde, ein Vertreter des Dadaismus,
lange bevor es Dada gab. In den fünf Ausgaben von „Maintenant“ tobt er sich
literarisch, kritisch und poetisch aus, nichts ist zu gering und nichts zu
heilig. Die kleine Zeitschrift verfasst er ganz allein, ist zugleich
Herausgeber und Redakteur jedes einzelnen Artikels.
Was jedoch aus Arthur Cravan, wie sich Fabian Avenarius Lloyd nannte,
nach 1918 wird, werden wir wohl niemals genau erfahren. Ein verrücktes, wildes
Leben an der äußersten Grenze des Künstlertums kulminiert in seinem mysteriösen
Verschwinden.
“Ich habe echte Meisterwerkchen
verfasst. Meine Sätze waren derart elegant, dass sie manche kokette Dame vor
lauter Eifersucht hätten krepieren lassen,
wenn sie nicht nur aus einfachen Vokabeln gewesen wären.
Ich habe meinen Stil so zugeschnitten, dass ihm nur die Flügel bleiben. (…)
Ich will neue Bilder schaffen, anstatt sklavisch nachzuahmen (…)“
wenn sie nicht nur aus einfachen Vokabeln gewesen wären.
Ich habe meinen Stil so zugeschnitten, dass ihm nur die Flügel bleiben. (…)
Ich will neue Bilder schaffen, anstatt sklavisch nachzuahmen (…)“
„König der verkrachten Existenzen“ von Arthur Cravan ist eine
Zusammenstellung der einzelnen Nummern der Zeitschrift „Maintenant“ mit einem
Vorwort von keinem Geringeren als André Breton, dem Wortführer der frühen
Surrealisten. Nach dem Fragment „Elefantenmattigkeit“ trennen Photos und anderes
Bildmaterial aus dem Leben Arthur Cravans diesen ersten, schriftstellerischen
Teil des Buches von den gesammelten Briefen Cravans ab. So entsteht ein rundes Gesamtbild
des faszinierenden und zugleich die Gemüter erhitzenden, exzentrischen
Lebemanns, eines Enfant Terrible seiner Zeit, der dieser in vielem voraus war.
All die zweifelhaften Titel, derer er sich in einer der Ausgaben der „Maintenant“ rühmt, werden ihm nicht ganz gerecht, war er doch mehr als die Summe dieser Aufsehen erregenden Verrücktheiten.
Schon in seinen frühen Briefen an die Eltern legte er einen spielerischen Umgang mit Sprache und Ton an den Tag und offenbarte ungeniert seine wenig ernsthaften, aber umso kreativeren Versuche, an Geld zu gelangen. Auch später, als er die Pariser Straßen mit einem Gemüsekarren voller Ausgaben der „Maintenant“ à 25 Centimes unsicher machte, hatte er diese Art nicht abgelegt. Obwohl jeder der Artikel in seiner Zeitschrift von einem anderen Verfasser unterzeichnet ist, so ist doch jedes einzelne Wort darin von Cravan selbst verfasst. Mühelos schlüpfte er so in die Rolle des herausragenden Poeten und erschuf Verse, deren Schönheit und Wahrheit einen als Leser lange nicht mehr loslassen. An anderer Stelle hingegen gab er sich grob und beschimpfte ungeniert den kompletten Salon des Indépendants in einer Kritik, der es zwar an Kunstsinn, aber an Humor gewiss nicht ermangelt. Zu Provozieren war seine Art die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – ein Unterfangen, dass ihm allzu oft mühelos gelang. Die Rolle des liebenden Sohns, des grobschlächtigen Kunstbanausen, des extrovertierten Lebemannes, des disziplinierten Sportlers wie des feinsinnigen Poeten passten ihm alle wie angegossen und spiegelten doch nur einen kleinen Teil seiner schillernden, widersprüchlichen, genialen Persönlichkeit wider.
Großartig, dass die Edition Nautilus ein solches Stück Literaturgeschichte in solch einer schönen, inhaltlich runden Ausgabe wieder neu aufleben lässt!
All die zweifelhaften Titel, derer er sich in einer der Ausgaben der „Maintenant“ rühmt, werden ihm nicht ganz gerecht, war er doch mehr als die Summe dieser Aufsehen erregenden Verrücktheiten.
Schon in seinen frühen Briefen an die Eltern legte er einen spielerischen Umgang mit Sprache und Ton an den Tag und offenbarte ungeniert seine wenig ernsthaften, aber umso kreativeren Versuche, an Geld zu gelangen. Auch später, als er die Pariser Straßen mit einem Gemüsekarren voller Ausgaben der „Maintenant“ à 25 Centimes unsicher machte, hatte er diese Art nicht abgelegt. Obwohl jeder der Artikel in seiner Zeitschrift von einem anderen Verfasser unterzeichnet ist, so ist doch jedes einzelne Wort darin von Cravan selbst verfasst. Mühelos schlüpfte er so in die Rolle des herausragenden Poeten und erschuf Verse, deren Schönheit und Wahrheit einen als Leser lange nicht mehr loslassen. An anderer Stelle hingegen gab er sich grob und beschimpfte ungeniert den kompletten Salon des Indépendants in einer Kritik, der es zwar an Kunstsinn, aber an Humor gewiss nicht ermangelt. Zu Provozieren war seine Art die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – ein Unterfangen, dass ihm allzu oft mühelos gelang. Die Rolle des liebenden Sohns, des grobschlächtigen Kunstbanausen, des extrovertierten Lebemannes, des disziplinierten Sportlers wie des feinsinnigen Poeten passten ihm alle wie angegossen und spiegelten doch nur einen kleinen Teil seiner schillernden, widersprüchlichen, genialen Persönlichkeit wider.
Großartig, dass die Edition Nautilus ein solches Stück Literaturgeschichte in solch einer schönen, inhaltlich runden Ausgabe wieder neu aufleben lässt!
König der verkrachten Existenzen
von Arthur Cravan
2015 Edition Nautilus
ISBN 978-3-89401-814-6
2015 Edition Nautilus
ISBN 978-3-89401-814-6
Interesse?
Hier geht es zum Buch auf der Verlagsseite (auch eine Leseprobe findet sich
dort):
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