Verloren und nicht wiedergefunden: Black Vodka
Zehn
Geschichten über moderne Menschen, die alle auf ihre ganz eigene Art verloren
sind und versuchen, mit ihrem Schmerz und ihrer Einsamkeit zu leben.
Die titelgebende Geschichte „Black Vodka“ handelt von einem missgebildeten Werbetexter, dessen Buckel ihn schon immer zum Außenseiter machte - bis eine neue Frau in sein Leben tritt.
Alice reist in „Schlaglicht“ nach Prag, aber ihr Koffer geht verloren. Der Ballast ihres Koffers ist aber nicht das einzige, das sie am Flughafen hinter sich gelassen hat.
"Bettgespräche“ erzählt von Ella und Pavel, die zusammen eigentlich so glücklich sein könnten. Wenn Pavel wüsste, was er will, soll er bleiben oder gehen?
In „Roma“ lesen wir den von einer liebenden Ehefrau, welche in ihren Träumen heimgesucht wird von der vermeintlichen Untreue ihres Mannes.
Die titelgebende Geschichte „Black Vodka“ handelt von einem missgebildeten Werbetexter, dessen Buckel ihn schon immer zum Außenseiter machte - bis eine neue Frau in sein Leben tritt.
Alice reist in „Schlaglicht“ nach Prag, aber ihr Koffer geht verloren. Der Ballast ihres Koffers ist aber nicht das einzige, das sie am Flughafen hinter sich gelassen hat.
"Bettgespräche“ erzählt von Ella und Pavel, die zusammen eigentlich so glücklich sein könnten. Wenn Pavel wüsste, was er will, soll er bleiben oder gehen?
In „Roma“ lesen wir den von einer liebenden Ehefrau, welche in ihren Träumen heimgesucht wird von der vermeintlichen Untreue ihres Mannes.
„Dich zu küssen ist wie neue Farbe und
alter Schmerz. Es ist wie Kaffee und
Autoalarm und ein schummriges Treppenhaus
und ein Fleck, und es ist wie Rauch. Ich blicke dir in die Augen und kann nicht
hinein.
Du
hast die Schlösser ausgewechselt und mein alter Schlüssel passt nicht mehr
(...)“
Deborah
Levy versammelt in „Black Vodka“ zehn Kurzgeschichten, die auf kleinstem Raum
präzise das Dilemma des modernen Menschen umreißen.
Die
Protagonisten ihrer Geschichten sind reich und arm, sind jung oder alt, schön
oder missgestaltet. Sie alle verbindet ihre Suche nach etwas, das sie nicht so
recht benennen können – ist es Liebe, ist es Glück? Oder sind sie am Ende nur
auf der Suche nach etwas oder jemandem, der in dieser viel zu klein gewordenen
Welt ihre Ratlosigkeit und Einsamkeit mit ihnen teilt?
Kein
Wort ist zu viel an Levys Stories, keine Beschreibung unnötig, kein Ton unüberlegt.
Manchmal melancholisch, oft lakonisch und phlegmatisch klingen ihre
Geschichten, die den Leser unmissverständlich auf die Widersprüche und
Verlorenheit ihrer Figuren stoßen. Ihre Prosa ist elegant, aber auch
scharfkantig wie ein unliebsamer Dorn, den man ins Fleisch gestoßen bekommt.
In all
ihren Geschichten lesen wir von Durchschnittsmenschen, denen Alltägliches
widerfährt, aber dieses Alltägliche in solch pointierter, reduzierter Form
wiederzugeben, dass es eine neue, beunruhigende Sichtweise über den Zustand
vieler Menschen unserer Zeit widerspiegelt, ist eine enorme schriftstellerische
Leistung, die Deborah Levy scheinbar mühelos gelingt.
Erschöpft
von ihren immer gleichen Leben und den lieblosen Beziehungen flüchten sich die
Protagonisten in zum Scheitern verurteilte Affären, deren Sinnentleertheit
ihnen nur Schaden zufügen. Auf der Flucht vor sich selbst und der Wahrheit,
welcher sie nicht ins Auge blicken können, verstellen sie sich oder
verschmelzen komplett mit einer starren, massentauglichen Fassade. So versuchen
sie vergebens, in absurden, zum Teil komischen Anstrengungen, dem Menschen zu
entkommen, dem sie niemals entrinnen werden: sich selbst. Annäherungen an
andere sind nur temporär und scheinen kaum die hohen Erwartungen zu erfüllen, die
sie nicht einmal benennen können. Mit allen Mitteln versuchen Levys Figuren
ihrem Leben einen Sinn abzuringen, ihm eine Bedeutung und eine Richtung zu
geben und verlieren dabei dennoch diejenigen aus den Augen, die ihnen genau das
bieten könnten.
Jede der
zehn Geschichten in Deborah Levys Kurzgeschichtenband „Black Vodka“ ist anders
und vollkommen in dieser ihr eigenen Andersartigkeit. Levy gibt jeder ihrer
Storys nicht nur einen anderen Tonfall, auch ihre Prosa passt sich den neuen
Figuren an, verschlankt sich oder dehnt sich aus und versprüht dabei einen
unaufgeregten Charme, der einen mehr als einmal schmunzeln lässt. So war die
Titelstory „Black Vodka“ 2012 auch für den BBC International Short Story Award
nominiert. Levy entblättert in ihren kunstvollen Geschichten Stück für Stück die
Verletzlichkeit, Rastlosigkeit und Einsamkeit ihrer Figuren vor ihren Lesern
und erschafft so den Eindruck, Zeuge einer intimen Wahrheit geworden zu sein,
welche sonst nie das Licht des Tages erblickt hätte.
Black
Vodka (orig. Black Vodka)
von
Deborah Levy
2014
Verlag Klaus Wagenbach
ISBN
978-3-8031-3265-9
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