Portrait einer verlorenen Generation: Am Ende schmeissen wir mit Gold
Ein junger Lehrer namens Max ist der Protagonist des Romans, zu dessen
Anfang ein Anruf seines Vaters ihn aus seiner Lethargie vor dem Fernseher
reißt. Er war wie so oft dabei, sich einen Tierfilm anzusehen. Ungewollt
herausgerissen aus einer Lethargie, die nicht nur seine Hobbys betrifft,
sondern sein gesamtes Leben lähmt, sagt er seinem Vater zu, für seine Eltern
das Haus und den Hund zu hüten, so lange diese im Urlaub auf Kreta sind. Seine
Reise endet jedoch nicht mit der Fahrt in die Heimatstadt, auch nicht mit der
Begegnung mit seiner Jugendliebe - stattdessen sieht Max sich durch ein
tragisches Unglück gezwungen, nach Kreta zu fliegen, denn seine Eltern sind bei
einem Unfall umgekommen.
Doch auf Kreta endet Max Reise noch nicht, sie beginnt dort erst
wirklich.
In New York muss er sich endlich den Verfehlungen seiner Vergangenheit
stellen und schließlich eine Lebensaufgabe für sich selbst finden und die Lethargie
und Inhaltslosigkeit hinter sich lassen, welcher er bisher erlaubt hat, sein
Leben zu durchdringen.
Ein grandioser Roman, der die von Max verkörperte Generation der
Inhaltlosigkeit portraitiert, die nicht weiß, wer sie ist, was sie will und
wonach sie strebt. Im Grunde strebt sie gar nicht. Max ist das Paradebeispiel
derselben: Er übt einen Beruf aus, der ihm nichts gibt, er lässt sich
gewohnheitsmäßig von Tierfilmen beschallen, hat kaum soziale Kontakte (bis auf
seinen Freund Valentin) bevor er in sein Heimatdorf zurückkehrt, wo er mit
seiner Jugendliebe Maria und seinem Rivalen um ihre Gunst, Jan, konfrontiert
wird. Dezent deutet der Autor Max sexuelle Verwirrung, seine Anziehung zu Jan,
an, die nie wirklich zur Auflösung kommt. Zu viel passiert, kommt dazwischen,
wirbelt Max Leben durcheinander. Das zwingt ihn aber, sich sich selbst zu
stellen, seiner Vergangenheit wie seiner Zukunft. Fabian Hischmann gelingt es, eine glaubhafte Versöhnung am Ende des
Romans für seinen Protagonisten Max zu finden; eine Versöhnung, die nicht
aufgesetzt wirkt, sondern natürlich.
Max Generation muss aufgeschüttelt werden, ein gravierendes,
einschneidendes Erlebnis scheint stattfinden zu müssen, bevor sie sich
aufraffen kann, beginnen kann zu leben.
„Am Ende schmeißen wird mit Gold“ lebt von einer subtilen,
nostalgischen Melancholie, einem Nachhängen der vollkommen wirkenden Jugend und
Kindheit, wie auch von einer kaum merklichen, unsicheren Aufbruchsstimmung.
Selten habe ich einen derart aufwühlenden, zugleich so ruhigen und
dabei sehr ereignisreichen Roman gelesen. Einen Roman, der bleibt.
Schade dass ein solcher Titel, sprachlich wie inhaltlich interessant,
von einem jungen, begabten Schriftsteller, es zwar schafft für den Preis der
Leipziger Buchmesse 2013 nominiert zu werden, aber am Ende lediglich den
Publikumspreis gewinnt.
Hoffentlich können wir alle schon bald wieder etwas Neues von diesem
talentierten Schriftsteller lesen.
Am Ende schmeissen wir mit Gold
von Fabian Hischmann
2014 Berlin Verlag
ISBN 978-3-8270-1148-0
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